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Buchrezension Mely Kiyak - Frausein


Mely Kiyaks Frausein ist ein Buch, das nicht einfach zu kategorisieren ist. Es ist autobiographisch, aber wir als Leser*innen bekommen wenige persönliche Details, wie Namen von Orten und Charakteren, die normalerweise standardmäßig sind. Überdies gibt es ganze Jahrzehnte aus dem Leben der Autorin, die in weniger als einem Satz zusammengefasst werden.


Nicht ganz Prosa, und nicht ganz Poesie ist das Buch eine Geschichte, die sich gleichzeitig einzigartig und außergewöhnlich und auch völlig universell anfühlt.


In ihrem Buch beschreibt die Autorin ihre Kindheit und ihr Erwachsenwerden, ihre Beziehung zu ihrem Körper, zu ihrem Geschlecht, zu Männern, zu ihrer Familie, zu ihrer Herkunft, und vor allem ihre Beziehung zum Schreiben.


Für C1-Deutschlerner*innen, die Erfahrung mit komplexen Texten haben, ist Frausein ein wunderbarer Text für die Erweiterung des Wortschatzes und das Verständnis des künstlerischen Stils in einem literarischen Werk. Abschnitte sind oft sehr kurz, wie Gedichtstrophen, aber reich an komplexen Themen und Kiyaks lyrischem Stil. Nachdem ich hauptsächlich Nachrichtenartikel gelesen und Filme mit Alltagsdialogen gesehen hatte, empfand ich den poetischen Stil vom Text als große Herausforderung, die viel tiefere Konzentration brauchte, um die verschiedenen Bedeutungen zu verstehen, und nachdem ich das Buch beendet hatte, befand ich mich längere Zeit in einem Zustand des Nachdenkens.


In der Geschichte gibt es auf jeden Fall wichtige Erfahrungen, die die Erzählerin beeinflussen, aber noch wichtiger sind den ganzen Text hindurch Kiyaks Überlegungen und Beobachtungen, zugleich klein und auch tiefgreifend. Die Schriftstellerin beschreibt und begrüßt eine Leidenschaft und Unsicherheit im Leben. Mehr als alles andere hatte ich das Gefühl, dass ich mehr Wachsein fühlte, nachdem ich ihren Text gelesen hatte. Kiyak beschreibt jeden Charakter in ihrem Leben mit enormer Liebe, Einfühlungsvermögen und Nuancen. Es gibt keine Figuren, die wie Karikaturen wirken.


Obwohl die Handlung des Textes spezifisch auf die Geschichte der Erzählerin zugeschnitten ist, enthält sie universelle Themen, die alle Leser*innen berühren können. Die Ideen im Text sind allen nachvollziehbar, die ihre Identität suchen oder schon entdeckt haben.

Ich würde Frausein allen Leser*innen empfehlen, die etwas Schönes erleben möchten.


Rezension von einem Privatschüler auf Niveau C1/C2

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